DIN EN ISO 9001:2015 für Logistik und Transport interpretiert! (Teil 2)

ISO 9001 in der Logistik

Ende August ist der erste Teil für die Interpretation der DIN EN ISO 9001:2015 für Logistik und Transport  erschienen. Darin ging es um die Einleitung in die Norm. Nun geht es weiter in der Einleitung bis zu den ersten wirklich wichtigen Kapiteln.

Der prozessorientierte Ansatz

Nach der Revision geht die Norm noch intensiver auf die Prozesse ein. Klarstrukturierte Prozesse sollen dabei helfen, dass diese verstanden werden und die Organisation wirksam und effizient arbeiten kann. Das „Zauberwort“ heißt hier Nachhaltigkeit. Die Prozesse sollen helfen, die Wechselwirkungen und die Zusammenhänge zu verstehen. Ziel ist es, die Strategie und die Politik des Unternehmens kontinuierlich zu verbessern. Das ist besonders gut möglich, wenn Prozesse und ihre Leistung regelmäßig gemessen werden.

Sie müssen mehr an die Risiken denken

Neben den Chancen ist es unabdingbar, auch die Risiken zu betrachten. Denn nur wenn diese auch bekannt sind, kann das QM-System wirklich greifen und gelebt werden. Das kann/soll in den einzelnen Prozessen geschehen (Details in einer späteren Ausgabe). Die Norm verlangt, dass zu den Chancen und Risiken entsprechende Maßnahmen eingelautet werden. Denn so ist wieder die nachhaltige Verbesserung in allen Bereichen gegeben.

Das Kapitel 4 der ISO 9001: Kontext der Organisation

Wikipedia umschreibt den Begriff „Kontext“ als Zusammenhang oder Beziehung zwischen zwei Teilen. Das bedeutet, dass externe und interne Themen bestimmt, überwacht und überprüft werden müssen. Es muss festgestellt werden, wie die einzelnen Themen etc. aufeinander wirken und in die Strategie des Unternehmens passen oder auf diese einwirken.

Insbesondere in der Logistik und im Transport sind externe Themen etwa die Einflüsse aufgrund von gesetzlichen Änderungen. Welchen Einfluss hatte seinerzeit die Maut oder das BKrFQG auf die Transportunternehmen? Wie reagiert der Wettbewerb auf einzelne Themen? Die Organisation, also der Betrieb, der Spediteur, das Logistikunternehmen, muss alles dafür tun, die strategischen Ziele und die Politik weiterzuverfolgen. Interne Themen können sich z.B. auf die Werte innerhalb des Betriebs, das Wohlfühlen der Mitarbeiter oder auch die Leistung des Betriebes beziehen. Dies müssen geprüft und gefördert werden.

Die „interessierten Parteien“

Wer sind die interessierten Parteien, die in der ISO 9001 genannt werden? Gemäß Kapitel 4.2 muss sich mit diesen beschäftigt werden. Diese müssen ermittelt, deren Wünsche/Anforderungen bestimmt, überwacht und auch überprüft werden. Hier eine kleine Auswahl von möglichen interessierten Parteien:

  • Kunden
  • Lieferanten
  • Transportunternehmen
  • Gesetzgeber
  • Nachbarn
  • Politiker

Mitarbeiter gehören laut ISO-Komittee nicht dazu. Die Organisation kann diese aber jederzeit in ihrer Betrachtung berücksichtigen.

Was sind die Anforderungen dieser Kreise an Ihr Unternehmen? Man muss sich immer wieder damit beschäftigen, da sich Anforderungen ändern können. Wenn sich Nachbarn über zu viel LKW-Verkehr in der Nacht beschweren, bekommt man schnell ein Thema auch mit der lokalen Politik.

Den Anwendungsbereich bestimmen

Wie weit geht ein QM-System? Jede Organisation, egal ob Handel, Dienstleistung oder Produktion, muss seinen Anwendungsbereich festlegen. Wenn das nicht getan wird, kann das QM-System nicht richtig greifen. Bei der Festlegung des Anwendungsbereiches müssen die o.g. internen und externen Themen, die interessierten Parteien sowie die eigenen Dienstleistungen/Produkte berücksichtigt werden. Der Anwendungsbereich muss dokumentiert werden und regelmäßig überprüft sowie ggfls. überarbeitet werden.

Sollten Themen vorhanden sein, die nicht in das QM-System gehören, dann müssen diese ebenfalls dokumentiert und begründet ausgeschloßen werden. In der vorherigen Version der ISO 9001 wurden diese Themen im QM-Handbuch festgehalten, was in dieser Form allerdings nicht mehr vorgeschrieben ist.

QM-Systeme und seine Prozesse

Damit beschäftigt sich das Kapitel 4.4 der ISO 9001:2015. Dadurch sind Organisationen verpflichtet, ein QM-System aufzubauen, aufrechtzuerhalten und ständig zu verbessern. Dabei sind die benötigten Prozesse und deren gegenseitige Wechselwirkung zwingend mit einzubeziehen.  Die Wechselwirkung kann zum Beispiel über die Prozesslandschaft dargestellt werden. Es empfiehlt sich, diese in Führungsprozesse, Kernprozesse und Unterstützungsprozesse zu unterteilen. Die Führungsprozesse befinden sich im Bereich des Managements, während die Kernprozesse der Wertschöpfung dienen sowie beim Kunden starten und enden. Diese vorgenannte Landschaft kann in verschiedenen Variationen dargestellt werden.

Die Norm verlangt, dass Sie sich bei jedem Prozess mit folgenden Themen beschäftigen und diese dokumentieren:

  • Was braucht der Prozess zum Beginn und was kommt am Ende dabei heraus?
  • Welche Prozesse greifen ineinander und wie wirken diese aufeinander?
  • Welche Messgrößen hat der Prozess und wie sind diese ermittelbar? Hier werden natürlich Zahlen, Daten Fakten – kurz: ZDF – empfohlen.
  • Welche Ressourcen benötigt der Prozess und wie können diese sicher gestellt werden? Ressourcen können „Man-Power“, aber auch einfach nur Hilfsmittel sein.
  • Wer ist für den Prozess verantwortlich? Hier wird empfohlen, einzelne Prozesse nicht durch zu viele Mitarbeiter ändern zu lassen, damit hier kein „Wildwuchs“ entsteht. Einer sollte den „Hut“ aufhaben.
  • Welche Chancen, aber auch welche Risiken sind im Prozess verborgen?
  • Die Prozesse müssen ständig verbessert werden, was eine konsequente Überwachung unausweichlich macht.

In Teil 3 dieser Serie wird es um das Kapitel 5 (Führung) gehen.

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