Neue Umfrage zur Ladungssicherung: Mangelndes Wissen über Zurrgurte

Es gibt so viele Märchen, Gerüchte und Mythen rund um das Thema Zurrgurte / Spanngurte. Bereits 2022 wurde eine Umfrage mit nahezu denselben Fragen durchgeführt, und das Ergebnis war damals ernüchternd: Kein einziger Teilnehmender hatte alle Fragen richtig beantwortet. Dieses Mal sieht es besser aus doch es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Umfrage zu Zurrgurten und Spanngurten

Von 118 Teilnehmenden haben zwei Personen alle Fragen korrekt beantwortet. Das entspricht etwa 2,5 % der Teilnehmenden, die sämtliche Fragen richtig beantwortet haben.

Warum ich diese Umfrage erneut durchgeführt habe? Mir war wichtig zu sehen, ob sich das Wissen zumindest etwas verbessert hat – auch weil Aufklärungsarbeit für mich oberste Priorität hat. Siehe dazu beispielsweise meinen Artikel im Fachjournal „Berufskraftfahrer Zeitung“.

Auf meine Frage, aus welchem Personenkreis die Teilnehmenden stammen, wurden teilweise mehrere Angaben gemacht – zum Beispiel Dozent und Fahrer. Die meisten Antworten kamen von 45 Fahrenden, gefolgt von 41 Ausbildenden im Bereich Ladungssicherung. Nur 7 Verladerinnen bzw. Verlader haben an der Umfrage teilgenommen. Unter „Sonstige“ wurden Bezeichnungen wie Anfänger, Laie oder auch Sicherheitsfachkraft (SiFa) genannt.

Die einzige Frage, die auch dieses Mal von allen Teilnehmenden richtig beantwortet wurde, war jene, ob das Label bzw. Etikett vorhanden sein muss. Und selbstverständlich muss das Label an allen Teilen des Zurrgurtes, also sowohl am Losende als auch am Festende, lesbar angebracht sein.

Zurrgurte: Welche Farbe darf ein Label haben?

Das ergibt sich aus der EN 12195-2, die die Anforderungen für die Herstellung von Zurrgurten definiert. Labels dürfen, je nach Werkstoff des Gurtes, blau, grün oder braun sein.

Da mit Dyneema bzw. HMPE (neue Hochleistungsfasern) ein Werkstoff existiert, der bisher noch nicht genormt ist, haben sich die Hersteller auf ein neutrales weißes Etikett geeinigt.

Glücklicherweise haben nur 11 Teilnehmende die Farben Rot und Gelb angegeben. Diese Farben sind für Labels nicht zugelassen. Leider kommt es jedoch immer wieder vor, dass Gurte mit nicht zugelassenen oder sogar gefälschten Labels im Umlauf sind.

Insgesamt haben somit gut 13 %, also 11 Personen, diese Frage korrekt beantwortet.

Umfrage zu Zurrgurten: Welche Farbe?

Darf man Zurrgurte kürzen, wenn sie zu lang sind?

Oder vielleicht auch dann, wenn sie am Ende des Losendes beschädigt sind?

Die Ergebnisse der Umfrage waren nahezu ausgeglichen: 62 Teilnehmende (53 %) beantworteten die Frage mit Ja, 54 Personen (46 %) mit Nein.

Tatsächlich haben die Hersteller das Kürzen der Gurte schon viele Jahre geduldet. Seit März 2023 ist dies nun auch offiziell nach VDI 2700 Blatt 3.1 zugelassen und damit eindeutig im Regelwerk verankert.

Umfrage zu Zurrgurten: Darf man kürzen?

Die Farbe des Gurtbandes ist auch in Projekten und Seminaren immer wieder ein häufig diskutiertes Thema. Dabei spielt die Farbe des Gurtbandes keine Rolle. Bei größeren Bestellungen können Zurrgurte sogar problemlos in den Farben des eigenen Firmendesigns geordert werden.

In der Umfrage haben 67 % der Teilnehmenden die richtige Antwort gegeben. 28 Personen (knapp 24 %) und 10 Personen (8,5 %) gingen hingegen davon aus, dass die Farbe entweder den Werkstoff des Zurrgurtes oder sogar die zulässige Kraft angibt.

Die Annahme, dass die Farbe die maximale Tragkraft kennzeichnet, trifft lediglich bei textilen Hebemitteln zu – jedoch nicht bei Zurrgurten in der Ladungssicherung.

Umfrage zu Zurrgurten: Was gibt die Label-Farbe an?

Dürfen Spanngurte eingeschnitten oder beschädigt sein?

Eine Frage, die in der Praxis häufig falsch beantwortet wird – sogar von rund 80 % der Dozierenden und Kontrollpersonen –, ist die, ob Zurrgurte eingeschnitten oder beschädigt sein dürfen. Dabei ist dies seit mehr als 20 Jahren eindeutig geregelt. Zurrgurte dürfen bis zu 10 % ihrer Breite an den Webkanten eingeschnitten oder beschädigt sein. Diese 10 % beziehen sich auf die gesamte Länge des Gurtbandes.

Querschnitte oder Beschädigungen in der Mitte des Gurtbandes sind hingegen nicht zulässig, und der Gurt gilt dann als ablegereif.

In der aktuellen Umfrage haben 80 Teilnehmende (68 %) die Frage richtig beantwortet. Mit 37 falschen Antworten (31,5 %) liegt der Anteil der negativen Antworten dennoch weiterhin relativ hoch.

Umfrage zu Zurrgurten: Dürfen sie eingeschnitten sein?

Wenn in einer App zur Berechnung der Sicherungskräfte die erforderlichen Werte wie Zurrwinkel, Gleitreibbeiwert oder Ladungsgewicht eingegeben werden, ergibt sich schnell eine klare Angabe darüber, wie viele Zurrmittel benötigt werden.

Gibt die App beispielsweise aus, dass eine Vorspannkraft von 3.500 daN aufzubringen ist, wird sofort erkennbar, dass ein oder zwei Zurrgurte nicht ausreichen können. Beim Niederzurren entscheidet schließlich nicht die Zugkraft LC (Lashing Capacity) über die Sicherungskraft, sondern die Vorspannkraft STF.

„5-Tonnen-Gurte“ oder Gurte mit 2.500 daN STF gibt es beim Niederzurren schlicht nicht. Deshalb konnte die Frage nur korrekt mit der Antwort gelöst werden, dass fünf Zurrgurte mit einer STF von 720 daN benötigt werden.

Diese Frage wurde, aus fachlicher Sicht erfreulich, von vergleichsweise vielen Teilnehmenden richtig beantwortet. Mit 84 richtigen Antworten haben über 70 % korrekt geantwortet. Das ist ein klarer Fortschritt, auch wenn immer noch über 20 % die Frage falsch beantwortet haben.

Umfrage zu Zurrgurten: Welche STF ist nötig?

Wenn sind Zurrgurte ablegereif?

Natürlich sind Zurrgurte ablegereif, wenn das Label nicht mehr vorhanden oder nicht mehr lesbar ist. Ebenso, wenn das Gurtband an den Webkanten mehr als 10 % beschädigt ist. Auch eine verzogene Schlitzwelle führt dazu, dass der Gurt nicht mehr verwendet werden darf.

Die Frage zum Label haben 113 der 118 Teilnehmenden (fast 96 %) richtig beantwortet.

Die Frage zu den Einschnitten an den Webkanten wurde von 83 Personen (ca. 70 %) korrekt beantwortet. Bei der Schlitzwelle lagen 75 Teilnehmende richtig (ca. 64 %).

Allerdings haben lediglich 44 der 118 Teilnehmenden, also 37 %, alle drei Punkte korrekt angehakt.

Umfrage zu Zurrgurten: Wann sind sie ablegereif?

Darf ein Spanngurt geknotet sein?

Ob ein Zurrgurt geknotet sein darf, haben nur 2,5 % der Teilnehmenden falsch beantwortet. Ein geknoteter Zurrgurt ist grundsätzlich nicht zulässig. Wird ein Knoten im Zurrgurt belastet, schneidet sich das Gurtband in der Regel selbst durch. Häufig erreicht der Gurt dann nicht einmal mehr die auf dem Label angegebene LC.

Zudem fordert die Norm für Gurtbänder eine dreifache Sicherheit, die bei geknoteten Zurrgurten keinesfalls gewährleistet ist.

Umfrage zu Zurrgurten: Dürfen sie geknotet sein?

Ein Thema, das in Projekten sehr häufig diskutiert wird:

Wie herum muss der Haken eingehängt werden?

Die Antwort ist einfach: Es ist vollkommen egal, in welcher Richtung der Haken eingehängt wird. Wichtig ist ausschließlich, dass der Haken korrekt im Hakengrund belastet wird, also dort, wo er die höchste Festigkeit hat, und nicht an der Spitze oder an ungeeigneten Stellen.

Diese Frage wurde von den Teilnehmenden zu gut 63 % richtig beantwortet.

Umfrage zu Zurrgurten: Wie den Haken einhängen?

In § 22 StVO ist festgelegt, dass Ladung und Hilfsmittel zur Ladungssicherung keinen vermeidbaren Lärm verursachen dürfen. Wenn Zurrgurte auf einer offenen Ladefläche beim Niederzurren gerade gespannt wurden, kommt es häufig zu Pfeif- oder Vibrationsgeräuschen. Deshalb drehen einige Fahrende die Gurte einmal um die eigene Achse, wodurch diese Geräusche verschwinden.

Dürfen Zurrgurte gedreht werden?

Seit März 2023 ist diese Methode auch in den VDI-Richtlinien ausdrücklich beschrieben und damit zulässig. Mehrere Umdrehungen sollten jedoch nicht vorgenommen werden, da dies zu einer Quetschung beziehungsweise Stauchung des Gurtbandes führt und die Festigkeit des Gurtes deutlich herabsetzt.

Diese Frage wurde von 38 Teilnehmenden, und damit von 32 %, korrekt beantwortet.

Umfrage zu Zurrgurten: Dürfen sie gedreht sein?

Fazit

Auch wenn sich viele Antworten im Vergleich zu vor drei Jahren etwas verbessert haben, besteht weiterhin großer Handlungsbedarf für Aufklärungsarbeit.


Möchten Sie mehr wissen zum Thema Ladungssicherung? Schauen Sie gerne hier in den ➡ Überblick zu unseren aktuellen Lasi-Schulungen – und die Termine der Seminare, die in diesem Jahr noch folgen.

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